CSA - Innovative Nischenstrategie für landwirtschaftliche Betriebe?
Community Supported Agriculture (CSA), häufig übersetzt als solidarische Landwirtschaft, ist eine innovative Form der direkten Kooperation zwischen Landwirten und Verbrauchern. Nach gemeinsam festgelegten Grundsätzen teilen sie die Kosten sowie die Produkte, aber auch die Verantwortung und die Risiken, die aus der landwirtschaftlichen Produktion entstehen. Von der engen Verbindung von Produktion und Konsum werden positive Effekte auf die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit agrarischer Systeme erwartet. Um zu dem bislang sehr geringen Forschungsstand zu CSA in Deutschland beizutragen, wurde am Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Abteilung Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness, der Georg-August-Universität Göttingen im Zeitraum von 2015 bis 2018 ein Forschungsprojekt durchgeführt, das durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert wurde. Ziel des Projektes war es, CSA als alternative Nischenstrategie für landwirtschaftliche Betriebe zu betrachten, berichtet das BMEL in der Schriftenreihe "Berichte über Landwirtschaft".
Landwirtschaftliche Betriebe streben als Teil einer hochspezialisierten und global vernetzten Branche überwiegend die effiziente Bedienung der Märkte an. Steigende produktionstechnische Auflagen, geringe Erzeugerpreise und der intensive Wettbewerb um begrenzt verfügbare Produktionskapazitäten üben dabei einen starken Druck auf die Betriebe aus. Die Entwicklung und Umsetzung einer betriebsspezifischen Nischenstrategie stellt eine Möglichkeit dar, eine Wertschöpfung abseits der dominierenden Märkte anzustreben. Beispielsweise wird die landwirtschaftliche Direktvermarktung von vielen Betrieben seit Jahrzehnten als alternative Vermarktungsform umgesetzt. Eine besondere, in der Branche weitgehend unbekannte Ausprägung der landwirtschaftlichen Direktvermarktung stellt CSA dar. Hierbei schließen sich Landwirte und Verbraucher zu einer lokalen Versorgungsgemeinschaft zusammen. Die teilnehmenden Verbraucher sichern dem Landwirt vertraglich die Abnahme eines bestimmten Anteils der Erträge zu und beteiligen sich im Gegenzug anteilig an den anfallenden Vollkosten der Produktion. Der Landwirt produziert nach den gemeinschaftlich vereinbarten Vorgaben Lebensmittel für die Gruppe. Meist umfasst das Angebot einer CSA Obst und Gemüse oder auch tierische Produkte. Der Landwirt gibt die gesamten Erträge des in die CSA eingebrachten Betriebsanteils anteilig an die Mitglieder der Gemeinschaft ab. Das Ertrags- und Einkommensrisiko, das mit der landwirtschaftlichen Produktion einhergeht, wird somit nicht mehr vom einzelnen Landwirt, sondern von der Gemeinschaft für die die Lebensmittel produziert werden, getragen. Von dieser Entkopplung des landwirtschaftlichen Einkommens von der Ertragsmenge und -qualität werden positive ökologische und ökonomische Effekte erwartet, wie beispielsweise eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion, bessere Einkommen für kleine landwirtschaftliche Betriebe und eine höhere Artenvielfalt. Zudem wird erwartet, dass der persönliche Kontakt zum Landwirt und die direkten Einblicke in die Lebensmittelproduktion das Vertrauen der Verbraucher sowie ihre Wertschätzung für die Leistung der Betriebe positiv beeinflussen.