28.05.2018rss_feed

Kontraste vom 24. Mai 2018 – Tiertransporte ins Ausland - Gequält und eingepfercht mit amtlicher Genehmigung

Keine Deklaration von Schlachtrindern als Zuchtrinder

Erneut wurden schwere Vorwürfe zu Verstößen gegen die EU-Tierschutzverordnung erhoben. Das ARD-Magazin Kontraste strahlte am 24. Mai 2018 einen Beitrag über Tiertransporte ins Ausland - Gequält und eingepfercht mit amtlicher Genehmigung aus. Unter anderem wird den am Export beteiligten Unternehmen vorgeworfen, dass Schlachtrinder als Zuchtrinder ausgewiesen werden würden, um im Ankunftsland direkt geschlachtet zu werden. Diese Aussage ist falsch und fachlich unhaltbar, berichtet Dr. Bianca Lind, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Rind und Schwein. Zuchtrinder müssen vor der Ausfuhr in Drittländer in einer Veterinärquarantäne stehen, um unter anderem auf bestimmte Rindererkrankungen untersucht zu werden. Die Untersuchungsergebnisse werden den zuständigen Behörden vor dem Transport vorgelegt und von amtlicher Seite bestätigt. Die Kosten für den Ankauf von Zuchtrindern mit Zuchtbescheinigung, die Unterbringung in der Quarantäne und die Untersuchungskosten bedingen, dass Zuchtrinder wesentlich teurer sind als Schlachtrinder. Hinzu kommen die Kosten für den Transport der Tiere, die Zollgebühren und die Versorgungskosten für den Transport.
Der Preis, den der Käufer somit für ein Zuchtrind im Drittland bezahlt, liegt auch bei guten Schlachtpreisen im Drittland über dem Erlös, wenn das Rind direkt der Schlachtung zugeführt werden würde. Ich bin erschrocken, dass diese Gegenüberstellung nicht gemacht wird und die Unterstellung undifferenziert ausgestrahlt wird.

In den angesprochenen Ländern, insbesondere der Türkei, Russland, Marokko, Algerien, setzen die Regierungen auf die Weiterentwicklung der Landwirtschaft. In Demonstrationsprojekten arbeiten unter anderem die deutschen Rinderzuchtverbände mit der einheimischen Rinderproduktion zusammen, um die Landwirte in Drittländern zu schulen und ihr Wissen weiterzugeben. Die pauschalisierende Behauptung, in Drittländern wären generell keine ausreichende Futtergrundlage und kein geeignetes Know-How vorhanden, ist irreführend und diffamierend. Drittländer, in die Zuchtrinder exportiert werden, verfügen auch über Regionen, in denen Milchkühe gut und nachhaltig gehalten werden können.
Darüber hinaus fördern einige Drittland-Regierungen den Import von Zuchtrinden, um den Aufbau einer nachhaltigen nationalen Milchproduktion zu unterstützen. Dazu gehört auch, dass die Rinder in Deutschland eindeutig als Zuchtrinder registriert sind und für mehrere Jahre in den landwirtschaftlichen Betrieben verbleiben müssen. Die staatliche Förderung wird nur bezahlt, wenn die Landwirte diese Forderungen umsetzen.
Es gibt sicherlich Punkte, die im Tiertransport noch verbessert werden können. Die Abschaffung aller Lebendtierexporte, wie Herr Meyer es im Beitrag fordert, halte ich für unangebracht, so Bianca Lind. Die Zuchtrinder kommen trotz langer Strecken bei fachgerechter Umsetzung des Transports ohne Schäden bei den Kunden an und sind auch in der Regel über mehrere Abkalbungen in den landwirtschaftlichen Betrieben zu finden.