Ukraine-Krise: Es darf im Agrarsektor keine Denktabus geben
Die Auswirkungen des Ukrainekrieges bekommt fast die gesamte Branche zu spüren – Geflügelhalter genauso wie Milcherzeuger, Mühlen, Schlachtbetriebe und Ökobetriebe. Aber auch Logistikunternehmen, Landtechnik und Landhandel. Einschränkungen gibt es auch durch fehlende Arbeitskräfte. Das betonten Marktexperten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und Vertretern des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums im Gespräch mit Agrarministerin Barbara Otte-Kinast heute (4. März). Die Experten gehen davon aus, dass neben den fehlenden Arbeitskräften aus der Ukraine auch Saisonarbeitskräfte aus Rumänien und Polen zögern, ihre Heimatregion für Saisoneinsätze in der Agrarbranche zu verlassen.
Und die Folgen für die Höfe? Die bereits durch Corona betriebswirtschaftlich extrem angespannte Lage auf den Höfen wird sich nochmals verschärfen. Bei Betriebsmittel-Kosten werden Steigerungen in nie dagewesener Höhe verzeichnet
, erklärte die Ministerin. Es wird davon ausgegangen, dass die hohen Futtermittelpreise besonders die Tierhalter belasten, weil die Mehrkosten nicht an der Ladentheke erzielt werden können.
Bundesminister Cem Özdemir hat heute Nachmittag (17 Uhr bis 17:30 Uhr) alle Länderminister zu einem 30-minütigen virtuellen Treffen eingeladen. Das kommentiert Ministerin Barbara Otte-Kinast: Es darf auch im Agrarsektor keine Denktabus geben. Die defensive Haltung von Bundesminister Özdemir kann ich in dieser Situation nicht nachvollziehen. Er muss sich zwingend enger mit den Verantwortlichen in den Ländern abstimmen und aktives Krisenmanagement betreiben – gerade im Bereich der Agrarpolitik
. Die Ministerin nennt dazu zwei prägnante Beispiele: In der Düngeverordnung muss der Bund umgehend die Möglichkeiten für die Ausweisung einer emissionsbasierten Maßnahmenkulisse durch die Länder schaffen. Außerdem ist es kaum zu vermitteln, dass wir vier Prozent verpflichtende Stilllegung bekommen, wenn woanders der Weizen knapp und für viele Menschen unbezahlbar wird. Diese Vorgabe aus Brüssel muss unbedingt vorübergehend ausgesetzt werden.