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Wie sich Milcherzeuger gegen schwankende Milchpreise wappnen können

idw - Die Preise für Milch fahren Achterbahn: Erhielten Erzeuger für einen Liter Milch 2013 bis zu 42,3 Cent pro Liter, so waren es 2016 nur 22,8 Cent und 2018 schon wieder 35,3 Cent. Das macht die Milchproduktion für die landwirtschaftlichen Betriebe zu einem riskanten Geschäft. Was kann dagegen getan werden? Das Thünen-Institut hat in einer Publikation verschiedene häufig vorgeschlagene Optionen untersucht.

Demnach brächte eine Mengenreduzierung nichts, eine Verteilung des Risikos auf mehrere Schultern dagegen eine Menge.

Zwar betrafen die extremen Preisausschläge der vergangenen Jahre alle beteiligten Marktakteure. Es zeigte sich aber, dass das Markt- und Preisrisiko in der Wertschöpfungskette Milch recht ungleich verteilt ist. Fallen die Preise stark in den Keller, kann das bei den Milcherzeugern zu existenzbedrohenden Liquiditätsengpässen führen. Das Markt- und Preisrisiko wäre bereits fairer verteilt, wenn die Genossenschaften zwei Veränderungen vornähmen. Erstens müssten sie ihre bisherige Methode zur Berechnung der Erzeugerpreise ändern und den Wert der Rohmilch zum Zeitpunkt der Anlieferung als Grundlage nehmen und nicht zum Zeitpunkt des Verkaufs der Verarbeitungsprodukte. Und zweitens müssten sie die Regelungen zur Abnahmegarantie flexibilisieren und den heutigen Markterfordernissen anpassen.
Denn aufgrund dieser Garantie müssen die Genossenschaftsmolkereien aktuell alle Rohmilch ihrer Genossenschaftsmitglieder abnehmen. Dies auch dann, wenn es für die daraus hergestellten Produkte eigentlich keinen Markt gibt. Die Folge ist ein steigender Marktdruck und sinkende Preise. Beide Anpassungen würden dazu führen, dass der Milchpreis seine Kernaufgabe wieder besser ausführen kann – nämlich über den aktuellen Marktzustand zu informieren. Darauf basierend könnten die Milcherzeuger marktgerechtere Produktionsentscheidungen treffen. Für beide Änderungen müssten die Satzungen und Lieferordnungen der Genossenschaften geändert werden.

Zudem wäre das Preisrisiko geringer, wenn Molkereien und/oder Erzeuger eine Preisabsicherung an der Warenterminbörse vornähmen. Bisher finden solche Sicherungsgeschäfte noch nicht in ausreichendem Maße satt, etwa weil der Börse misstraut wird, der Aufwand zu hoch erscheint oder die Notwendigkeit nicht gesehen wird.

Beide Maßnahmen könnten die Mitglieder der Genossenschaft beschließen. Doch ist ein solches Vorgehen noch nicht ausreichend verbreitet. Dies lässt den Schluss zu, dass entweder der Leidensdruck noch nicht groß genug ist oder dass sich bisher keine Mehrheit für eine Änderung finden konnte. Aus Sicht des Thünen-Instituts werden die notwendigen Veränderungen in jedem Fall kommen, denn die Politik verliert zusehends das Vertrauen in die Selbstregulierung des Sektors. Noch haben die Marktakteure selbst Chance dazu und sollten nicht auf Vorgaben der Politik warten.

Die Studie ist als Thünen Working Paper 118 veröffentlich und über die Webseite des Thünen-Instituts als PDF downloadbar.

open_in_newOriginalmeldung (idw)