Dialog Rind Schwein
Vorschläge der EU-Kommission zum Klimaschutz ohne realistisches Ziel
Heute hat die EU-Kommission Vorschläge für die Klimaschutzpolitik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft und der Landnutzung vorgelegt. Dazu erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes: Die Land- und Forstwirtschaft will deutlich mehr zum Klimaschutz beitragen, aber es mangelt an konkreten Instrumenten und realistischen Zielen bei den Vorschlägen der EU-Kommission. Bei der Nahrungsmittelerzeugung werden jedoch manche Emissionen unvermeidbar bleiben. Die vorgesehenen Ziele für Kohlenstoffsenken sind wegen des bereits eingetretenen Klimastresses im Wald voraussichtlich nicht erreichbar. Es müssen auch noch konkrete Geschäftsmodelle für ein ‚Carbon Farming‘, also den gezielten Humusaufbau im Boden entwickelt werden. Um Klimaneutralität erreichen zu können, ist aus unserer Sicht ein gesamtwirtschaftlicher Ansatz für Kohlenstoffsenken und deren Inwertsetzung erforderlich. Im Bereich der Emissionen muss für Methan aus der Tierhaltung dringend eine Neubewertung seiner Wirkungsweise als kurzlebiges Treibhausgas erfolgen.
"Ein Kilo „veganes“ Lebensmittel erzeugt vier Kilo nicht-essbare Biomasse"
Auf den Feldern wächst nicht einfach nur das Getreidekorn, das wir mahlen und zu Backwaren verarbeiten können, sondern immer eine ganze Pflanze, von der wir Menschen nur einen kleinen Teil nutzen, erinnert Prof. Dr. Dr. habil. Wilhelm Windisch im Interview mit der Zeitschrift Der Hoftierarzt
. Da zusätzlich nicht für die menschliche Ernährung nutzbare Pflanzen als Zwischenkulturen angebaut werden müssten, könne man sich als Faustformel merken: ein Kilo veganes
Lebensmittel erzeugt vier Kilo nicht-essbare Biomasse. Zusätzlich zu den Reststoffen, die in Mühlen, Brauereien oder in der Ölherstellung anfallen, werden Koppelprodukte wie z.B. Rapsextraktionsschrote erzeugt, die derzeit nur über den Tierdarm veredelt und der menschlichen Ernährung in Form von Milch, Eiern oder biologisch hochwertiges Protein zur Verfügung gestellt werden kann. Eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung sei daher derzeit ohne Tierhaltung nicht denkbar.
Nachhaltige Landwirtschaft: auf den Standpunkt kommt es an
Spätestens seit den 2015 veröffentlichten Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen (UN) ist der komplexe Begriff 'Nachhaltigkeit' ein fester Bestandteil der politischen Kommunikation
, erinnert der promovierte Agrarwissenschaftler Jürgen Struck in einem Gastbeitrag für die Konrad-Adenauerstiftung am 28. Mai 2021 zum Thema: Landwirtschaft und Nachhaltigkkeit - Acker oder Brache.
Leider kommt es je nach Versorgungsniveau des Betrachters zu gänzlich unterschiedlichen Forderungen an die Landwirtschaft. Während man in Deutschland eine minder produktive Wirtschaftsweise als ideale Wirtschaftsform, möglichst in Form des Ökolandbaus, als Nachhaltigkeitsziel wünscht, stehen für die UN folgende Ziele im Vordergrund: Armut und Hunger beseitigen, Bildung sowie Gleichstellung der Geschlechter. Unterschiedlicher könnten die Wünsche kaum sein. Dabei sind produktive Gunststandorte wie Deutschland gefordert, sich mehr an der Welternährung zu beteiligen. Umwelteffekte dürfen durch eine Extensivierung nicht ausgelagert werden.
Menschliches Leben ist ohne Emissionen nicht möglich - Deutsche emittieren mehr als die Landwirtschaft
Ein Mensch stößt pro Jahr je nach Gewicht und körperlicher Belastung zwischen 128 und 2040 kg C02 aus (CO2ONLINE, 2021). Nimmt man als Mittelwert eine Menge von 1100 kg je Mensch und Jahr an, dann emittieren die rund 83 Mio. Einwohner Deutschlands gegenwärtig jährlich eine CO2-Menge von rund 91,3 Mio. t. Der Konsum ist hierbei noch nicht berücksichtigt. Die Emissionen der deutschen Landwirtschaft betrugen 2020 rd. 68,7 Mio. t C02-Äquivalente. Dies geht aus Berechnungen hervor, die Prof. em. Dr. Friedrich Kuhlmann soeben in Berichte über Landwirtschaft
zum Thema Landwirtschaft und Klimawandel: Stimmt die Rechnung?
veröffentlicht hat. Der Wissenschaftler hat in dem Bericht auch die menschlichen Methanemissionen geschätzt. Das sollen täglich rd. 0,6 Liter Methan (CH4 - DEUTSCH-TO-GO, 2021) oder 0,219 m3 pro Jahr sein. Bei einer Dichte des Gases von 0,72 kg/m3 – 0,158 kg emittiert die deutsche Bevölkerung rund 13.100 t/a Methan Gas oder ca. 327,85 Gg/a CO2-eq. Das sind 327.850 Tonnen - ist also marginal.
Sein Artikel wurde mittlerweile vom Thünen-Institut kommentiert.
Berichte über Landwirtschaft mit neuer Publikation zum Thema "Landwirtschaft und Klimawandel"
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat in seiner Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft eine neue Publikationen zum Thema Landwirtschaft und Klimawandel: Stimmt die Rechnung?
veröffentlicht. Die beiden zentralen Aussagen des Beitrags sind:
- Die Landwirtschaft ist nicht der
Klimakiller
wie von verschiedenen Seiten immer wieder gesagt wird. - Es ist völlig unerheblich, ob viel oder wenig Fleisch gegessen und Milch getrunken wird. Die Klimaerwärmung wird dadurch weder beschleunigt noch verzögert.
Antibiotikaverschreibungen in der Veterinärmedizin sinken weiter
EFSA – Der Einsatz von Antibiotika ist zurückgegangen und bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren erstmals geringer als beim Menschen. Dies geht aus dem neuesten Bericht hervor, den die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) veröffentlicht haben.
Der auf dem Konzept Eine Gesundheit
beruhende Bericht der drei EU-Agenturen enthält Daten zum Antibiotikaverbrauch und der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen in Europa im Zeitraum von 2016 bis 2018.
Sachstand zu Hormonen in der Milch
Milch als essentieller Bestandteil der Ernährung wird vereinzelt, z. B. im Internet oder in nicht-wissenschaftlichen Artikeln, kritisch betrachtet. Als Grund dafür werden angeblich hohe Konzentrationen an Hormonen in der Milch genannt. Der Milchindustrieverband (MIV) bietet einen wisschaftlichen Überblick zum Thema.
Welche Auswirkungen hat Milch für die Gesundheit?
Diverse wissenschaftliche Untersuchungen beschäftigen sich mit dem Verzehr von Milch und Milchprodukten. Die Mehrheit der aktuellen Ernährungsrichtlinien schließt Milchprodukte als Teil einer gesunden Ernährung ein. Jedoch steht auch die Frage nach potentiellen nachteiligen Gesundheitsauswirkungen im Raum, beispielsweise Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und bestimmte Krebsarten. Dazu wurden die Ergebnisse von insgesamt 27 multinationalen Studien ausgewertet. Die International Dairy Federation zeigt in ihrer Auswertung, dass die überwiegende Mehrheit der ausgewerteten Studien nicht für einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milch und Milchprodukten und einer erhöhten Sterblichkeit spricht.
Tierische Lebensmittel sind sicher dank höchster Sicherheitsstandards
Die Lebensmittelsicherheit ist eine der dringlichsten Aufgaben des Verbraucherschutzes. Für tierische Lebensmittel, also beispielsweise Fleisch oder Milchprodukte, gelten besonders hohe Anforderungen. Dies gilt auch für Rückstände von Tierarzneimitteln. Wenn Nutztiere erkranken, müssen sie tierärztlich versorgt werden. Je nach Diagnose verschreibt der Tierarzt Medikamente, die unter Einhaltung einer festgelegten Wartezeit verabreicht werden. Alle Tierarzneimittel werden vor der Zulassung einer zentralen gesundheitlichen Risikobewertung unterzogen. Dabei werden bestimmte Werte für Rückstandshöchstmengen festgelegt, die nicht überschritten werden dürfen. Diese setzen sich zusammen aus der Dosis ohne beobachtete schädliche Wirkung und aus der zulässigen täglichen Aufnahmemenge. Beide Werte erhalten jeweils noch einmal Sicherheitszuschläge um das Zehnfache. Alle tierischen Lebensmittel werden stichprobenartig im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans
des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) untersucht. Die regelmäßigen Proben dienen dem vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutz. Ziele der Rückstandskontrolle und Überwachung sind es, die illegale Anwendung nicht zugelassener Stoffe aufzudecken und den vorschriftsmäßigen Einsatz von zugelassenen Tierarzneimitteln zu kontrollieren. Im Jahr 2018 blieben 99,91 Prozent aller Proben unbeanstandet; in 0,09 Prozent der Proben wurden Tierarzneimittelrückstände über den erlaubten Höchstwerten nachgewiesen. Selbst wenn Höchstwerte überschritten werden, heißt dies nicht zwangsläufig, dass hiervon ein Gesundheitsrisiko ausgeht. Die Sicherheitszuschläge reduzieren das Gesundheitsrisiko deutlich. Abhängig vom untersuchten Wirkstoff müsste ein Mensch ein Leben lang jeden Tag rund 45 kg Fleisch oder über hundert Liter Milch verzehren, um überhaupt die gesetzlich festgelegten Rückstandsgehalte zu erreichen.
Tierische Lebensmittel aufgrund Nährstoffdichte unschlagbar
Ty Beal, Ernährungswissenschaftler bei der in Genf ansässigen Global Alliance for Improved Nutrition, möchte mit seinen Untersuchungen zur Versachlichung der Diskussion um tierische Lebensmittel beitragen. Dazu hat er Lebensmittel nach ihrer Dichte in sechs Nährstoffe sortiert, die den Menschen weltweit am häufigsten fehlen. Das sind z.B. Zink, Eisen, Calcium, Folsäure, Vitamin A oder Vitamin B. In absteigender Reihenfolge sind die besten Lebensmittel: Innereien wie Leber; dunkles Blattgrün; Schalentiere und Fisch; Fleisch; Eier; Milch und Käse.
Ryan Katz-Rosene, außerordentlicher Professor für ökologische politische Ökonomie an der Universität von Ottawa, geht noch einen Schritt weiter. Er setzt die Portionen, dieser Lebensmittel, die den Nährstoffbedarf eines Erwachsenen zu mindesten ein Drittel decken, in Relation zu ihrem C02-Fußabdruck. Tierische Lebensmittel schneiden danach recht gut und bestätigen u.a. ältere Untersuchungsergebnisse, die die Emissionen einer Mischkost mit rein pflanzlichen Ernährungsarten verglichen haben.