Corporate Social Responsibility (CSR) in der Landwirtschaft
Kritische Fragen zum Artenrückgang in Agrarlandschaften, zur artgerechten Tierhaltung, zu dem ökologischen Zustand landwirtschaftlich genutzter Flächen, oder zur Nachhaltigkeit der Produktionssysteme angesichts knapper werdender natürlicher Ressourcen – die Landwirtschaft steht in den letzten Jahren zunehmend in der öffentlichen Kritik. Diese Kritik kann als Indiz für einen allgemeinen Wandel gesellschaftlicher Werte gesehen werden, der von landwirtschaftlichen Unternehmen in zunehmenden Maße einfordert, dass sie über eine rentable Wirtschaftsweise hinaus auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit integrieren. Viele Verbraucher sowie Tier- und Umweltschutzorganisationen fordern in den öffentlichen Debatten zur heutigen Landwirtschaft zusätzliche Anstrengungen und damit ein Mehr
an verantwortungsvollem Handeln und Leistungen zum Wohle der Gesellschaft ein. Eine Möglichkeit, proaktiv den Herausforderungen zu begegnen, ist die bewusste Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Dieser Ansatz hat sich in der Managementliteratur unter dem Begriff Corporate Social Responsibility
(CSR) etabliert.
In der Wissenschaft taucht der CSR Begriff erstmals in den 1950er Jahren mit der Veröffentlichung Social Responsibilities of the Businessman
auf. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat in der Reihe "Berichte über Landwirtschaft" einen Beitrag veröffentlicht, in dem anhand von Ergebnissen einer Befragung unter Landwirten die Verbreitung von CSR-Maßnahmen in der deutschen Landwirtschaft erörtert wurde. In allen abgefragten Handlungsbereichen gibt eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmensvertreter an, dass ihre Unternehmen CSR-Maßnahmen erbringen. Viele Betriebe engagieren sich insbesondere auf lokaler bzw. regionaler Ebene; die Bewohner in der unmittelbaren Nachbarschaft, den umliegenden Gemeinden und der Region werden als wichtigste Adressaten angesehen. Die Untersuchungsergebnisse verweisen zudem darauf, dass CSR-Engagement landwirtschaftlicher Unternehmen mit bestimmten strukturellen Bedingungen der Betriebe und Einstellungen der Betriebsleiter variiert. Ebenfalls wurde deutlich, dass nach Einschätzung der Befragten in vielen Bereichen der freiwillige Mehraufwand zur Erbringung dieser Leistungen häufig nicht bzw. nur zum Teil vom Markt bzw. der Gesellschaft vergütet wird.