Leistungs- & Qualitätsprüfung

P 2023 4 3 1 BRS Geschäftsbericht 2023 04R2 Ohne Texte Leistung

Die fachliche Arbeit und Weiterentwicklung in der Standardisierung der Datenerfassung und -auswertung findet überwiegend in den BRS-Projektgruppen statt. Der Fachbereich Leistungs- und Qualitätsprüfung organisiert fünf Projektgruppen (PG), die sich mit den Themen

  • Durchführung der Milchleistungsprüfung,
  • Milchmengenmessgeräte,
  • Analytik und Güteprüfung,
  • Personal und Finanzen sowie
  • Datenkommunikation

befassen. In den Projektgruppen wurden fachliche Vorschläge zur Steigerung und Verbesserung der Qualität der Arbeiten der im BRS organisierten Kontrollverbände erarbeitet.

 


Rangierung von Einzeltieren und Betrieben

Beispielsweise wurde in der PG Durchführung der Milchleistung eine bereits im Vorjahr begonnene Diskussion um die Rangierung von Einzeltieren und Betrieben nach Milch-kg bzw. Fett-Eiweiß-kg fortgeführt. In der Öffentlichkeit könnte diese Rangierung als ein falsches Signal zur einseitigen Zucht auf Leistungsmerkmale fehlinterpretiert werden. In der Herbstsitzung der PG wurden Ratschläge von Dr. Anke Römer (LfL Dummerstorf) gehört, die neue Rangierungsmethoden unterschiedlicher Kontrollverbände verglich und daraus einen Vorschlag für einen Index aus verschiedenen Merkmalen ableitete.


Herdbuchtiere ohne Teilnahme an einer Leistungsprüfung

Neben den Arbeiten in den Projektgruppen befasste sich der Fachbereich auch mit übergeordneten Themen der Leistungsprüfung. Ein Schwerpunktthema, das teilweise auch recht emotional beraten wurde, war die Fragestellung einiger Zuchtorganisationen, inwieweit Tiere auch weiterhin im Zuchtbuch eingetragen werden können, ohne an der Leistungsprüfung teilzunehmen. Nicht nur neue technische Möglichkeiten der Hersteller von Sensortechnik lassen diese Fragestellung immer wieder aufkommen. Derzeit existieren jedoch noch keine ICAR-zugelassenen Messmethoden, so dass sie in der täglichen Arbeit der Kontrollverbände auch nicht berücksichtigt werden können. Die Diskussion, die nunmehr bereits seit mehr als 13 Monaten zwischen einigen Mitgliedsorganisationen aus beiden betroffenen Fachbereichen unter Moderation des BRS geführt wird, soll mit der Jahrestagung 2024 einen Abschluss finden.


Überarbeitung von Abgangsgründen

Leistungs- und Qualitätsprüfung auf der einen Seite und Zucht und Genetik auf der anderen Seite diskutierten auch über eine mögliche Überarbeitung bzw. Anpassung der bisherigen Abgangsgründe. Forderungen von Praktikern einerseits, aber auch die immer wiederkehrende negative Interpretation der Abgangsursachen durch Dritte andererseits, lassen diese Überarbeitung notwendig erscheinen. Unter Führung beider betroffenen Fachbereiche bildete sich eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Kontrollorganisationen, Zuchtverbänden und Zuchtwertschätzstellen, die mit der Erarbeitung eines Vorschlages für eine Anpassung begonnen haben. Die Ergebnisse werden nach Fertigstellung in die Arbeitsgruppen der einzelnen Fachbereiche gespiegelt, wo sie ausführlich beraten werden können. Hier ist mit einem längeren Validierungs- und Abstimmungsprozess zu rechnen.


ICAR-Audit erfolgreich bestanden

(c)BRS

Nach bestandenem Vor-Ort-Audit, das im März 2023 stattfand, wurde den Mitgliedern des Fachbereichs Leistungs- und Qualitätsprüfung im Mai 2023 das ICAR-Qualitätszertifikat verliehen. Dies unterstreicht die professionelle Arbeit und ICAR-konforme Tätigkeit der Kontrollverbände in den Bereichen Tieridentifikation, Milchleistungsprüfung, Milchlaboruntersuchung, Gesundheitsdatenerfassung (Erfassung von Produktionsmerkmalen) und Datenverarbeitung. Das Zertifikat ist bis April 2028 gültig. Ein Zwischenaudit wird für Ende 2025 in die Planungen aufgenommen.


Deutsche Vertretung in internationalen Gremien

ICAR, das Internationale Komitee für Leistungsprüfung in der Tierzucht, gibt mit seinen Guidelines die Basis für die Erfassung von Merkmalen und deren Leistungsberechnung vor. In seinen zahlreichen Sub Committees und Working Groups erarbeiten die Spezialisten die Grundlagen, um Informationen über Tierleistungen vergleichbar zu machen und untereinander auszutauschen. Um die Interessen eines so wichtigen Zuchtlandes wie Deutschland adäquat zu vertreten, ist es sinnvoll, die Arbeitsgruppen mit deutschen Spezialisten zu besetzen. Hier liegt eine besondere Herausforderung für die Zukunft, da der BRS diese Aufgabe mit seinem kleinen Personalstamm nicht allein erfüllen kann.


Übernahme von Tätigkeiten des DLQ

Durch die Auflösung des DLQ zum 31.12.2023 kamen weitere Tätigkeitsfelder auf den BRS zu. Das Projekt Q-Check wurde erfolgreich auf den BRS übertragen. Im Herbst 2023 hat der BRS in Kooperation mit den beteiligten Rechenstellen RDV und vit das zweite nationale Monitoring zum Tierwohl in der Milchviehhaltung veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr zeigten alle Merkmalskomplexe einen Aufwärtstrend, bei dem sich besonders die Indikatoren der Eutergesundheit und der Merzungs-/Abgangsrate der Kühe verbesserten. Erstmalig wurden neue Indikatoren zu Kälber- und Aufzuchtverluste veröffentlicht, deren Median-Werte jeweils unter den vorgegebenen Zielwerten lagen. Daneben hat der BRS auch die Veröffentlichung inklusive Datenbankhaltung für das nationale Data Dictionary übernommen. Dieses zentrale Wörterbuch für den Datenaustausch im Tierproduktionsbereich für Rechenstellen, BRS-Mitglieder und Software-Hersteller wurde unter dem DLQ durch Projektgelder finanziert. Für diesen Bereich steht eine Minimierung der Ausgaben weiterhin im Blickpunkt der Aktivitäten.


Entwicklung eines neuen Milchmengenmessgeräts mit Probenehmer

Im Berichtsjahr kam auf den BRS als weitere Aufgabenstellung die Vertretung einiger Kontrollverbände in einer internationalen Gruppe zur Entwicklung eines neuen Milchmengenmessgeräts hinzu. Hintergrund ist die Übernahme einer neuseeländischen Herstellerfirma durch eine andere Gesellschaft, wobei die Einstellung der Produktion von Ersatzteilen frühzeitig angekündigt wurde. Der BRS vertritt die Interessen der deutschen Kontrollverbände in der Management-Gruppe, während ein Mitarbeiter des LKV Niedersachsen die fachliche Vertretung in dieser Interessensgemeinschaft vertritt. Der BRS plant, stellvertretend für die beteiligten Kontrollverbände Gesellschafter in einer neuen, niederländischen GmbH zu werden und damit parallel zu anderen Vertretern (USA, Irland, Dänemark, ggf. weitere) die Produktionsbedingungen der deutschen Milchviehställe in die Entwicklung eines neuen Milchmengenmessgeräts mit Probenehmer einzubringen.


Mögliche Merkmale für eine zukünftige Förderung der Tierzucht

Nach der Aufstellung des Rahmenplans für die Gemeinschaftsaufgabe der Agrarstruktur und des Küstenschutzes durch Bund und Länder sowie der damit verbundenen Förderung der Gesundheit und Robustheit landwirtschaftlicher Nutztiere und deren Veröffentlichung im August 2022 befasste sich eine kleine Arbeitsgruppe von Mitgliedern auch mit einer zukünftigen Ausgestaltung des Fördergrundsatzes. In einem ersten produktiven Treffen wurden einige Merkmale benannt, die sich für eine veränderte gesellschaftliche Erwartung an die Nutztierhaltung hinsichtlich Nachhaltigkeit (im Sinne von Naturschutz) und Ressourcenschonung eignen würden.


 

Erzeugerringdatenbank und überregionale Datenauswertung

 


Logo ER DB

Seit mehr als 50 Jahre erfassen die Kontrollringe im Rahmen der sogenannten Betriebszweigauswertung biologische und ökonomische Daten auf ihren Mitgliedsbetrieben, um daraus Beratungsempfehlungen abzuleiten. Diese Daten aus der Leistungs- und Qualitätskontrolle sind unverzichtbare Grundlage für die einzelbetriebliche Beratung. Gleichzeitig bilden sie die Basis für die Verbesserung der Produktionsstruktur sowie der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Schweineproduktion.

Der Bundesverband Rind und Schwein e.V. betreut die Erzeugerringdatenbank www.erzeugerring.info für teilnehmende Beratungsringe aus der Mitgliedergruppe Schwein.

 

Die Daten sind hinsichtlich ihres Umfangs und ihrer Qualität einmalig. Die Daten werden zur Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen genutzt und liefern wichtige Trendinformationen für alle Beteiligten der Produktionskette Schwein.

Die laufenden Kosten werden auf die teilnehmenden Ringe umgelegt oder über einen Datenverkauf refinanziert.

Die Weiterentwicklung der Datenbank erfolgt über Fremdmittel oder über eine Kostenumlage bei den Nutzern. Hierzu zählte z.B. die Umstellung der Mittelwertberechnung auf Nettobasis. Ein Projekt zur Erweiterung der Datenbank um ein Modul Nachhaltigkeit konnte nicht umgesetzt werden. Es wurde zurückgegeben und ein erweiterter Projektantrag wurde Ende 2023 eingereicht.

 


Datenbankexperten, Erzeugerringprojektgruppe, Treffen der Erzeugerringgeschäftsführer

Die Weiterentwicklung der Datenbank erfolgt in verschiedenen Gremien. Die Datenbankexperten treffen sich regelmäßig, um sich über Neuerungen und Anpassungen der Datenbank an technische Neuerungen auszutauschen. Hierzu fand im Berichtszeitraum ein Treffen statt, um die aktuellen Schlüsselzahlen zu überarbeiten. Die Schlüsselzahlen sind die Grundlage für die Datenerhebung auf den Betrieben.

Das Projekt zu Überprüfung des Handbuches konnte nach einer umfangreichen Überprüfung der Berechnungsgrundlagen endlich finalisiert werden. Das aktualisierte Handbuch soll in Kürze veröffentlicht werden.

Im Auftrag der Beratungsorganisationen hat der BRS Agrarökonomen zur Aktualisierung der kalkulatorischen Fixkosten eingeladen und das Ergebnis in der Verbandszeitschrift Schweinezucht und Schweinemast, Ausgabe 1/2024 veröffentlicht.

Die Beratungsorganisationen hatten sich bereits 2019 darauf verständigt, Ringmittelwerte und überregionale Auswertungen nur noch in Verbindung mit kalkulatorischen Festkosten (Arbeits-, Gebäude- und Gemeinkosten) zu veröffentlichen. Ziel ist es, die wirtschaftliche Situation in der öffentlichen Diskussion zu verdeutlichen.

Festzuhalten bleibt, dass der Strukturwandel auch vor der Erzeugerringdatenbank nicht Halt macht. Die Anzahl der Betriebe, die Daten zur Verfügung stellen, geht kontinuierlich zurück.

Die jährliche Tagung der Erzeugerringgeschäftsführer findet am 21. Mai 2024 in Kassel statt.

 


Zwischenablage 04 15 2024 01
Fachbereich Leistungs- und Qualitätsprüfung
Fachbereichsleiter Dr. Norbert Wirtz n.wirtz@rind-schwein.de -51
Referent Klemens Schulz k.schulz@rind-schwein.de -42
Assistenz Michaela Schulz m.schulz@rind-schwein.de -40