BRS News Rind
Eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung ist derzeit ohne Nutztierhaltung nicht möglich
BRS - Etwa 85 Prozent der pflanzlichen landwirtschaftlichen Produktion sind direkt nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Dazu gehören z.B. Grünland (Wiesen und Weisen), Zwischenfrüchte der landwirtschaftlichen Fruchtfolge, bei der Ernte anfallende Koppelprodukte (z.B. Stroh), Nebenprodukte der Verarbeitung von Lebensmitteln (z.B. Trester, Rapsextraktionsschrot) sowie Getreide geringerer Qualitäten. Nutztiere verwerten die für Menschen nicht essbare Pflanzenmasse aus der landwirtschaftlichen Produktion und erzeugen dabei hochwertige Lebensmittel. Durch diese Verwertung optimieren vor allem Wiederkäuer die Flächen- und Ressourcennutzung. Der dabei anfallende Wirtschaftsdünger wird dem agrarischen Stoffkreislauf wieder zugeführt und fördert die Humusbildung im Boden. Nutztiere sind somit auch essenzielle Beschleuniger des Kreislaufs von Pflanzennährstoffen, indem sie pflanzliche Biomasse schnell in hochwertigen Wirtschaftsdünger überführen. Die direkte Einarbeitung der nicht essbaren Biomasse in den Boden als organischer Dünger hätte entscheidende Nachteile: Die Zersetzung im Boden und somit die Freisetzung von Pflanzennährstoffen erfolgt deutlich langsamer. Dies hat entweder sinkende Ernteerträge oder einen stark erhöhten Mineraldüngerbedarf zur Folge.
BZL Auf einen Blick: Wie haben sich Anzahl und Größe landwirtschaftlicher Betriebe entwickelt?
Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft veröffentlicht regelmäßig Infografiken, die komplexe Sachverhalte auf einen Blick erkennbar machen sollen. In der aktuellen Grafik wird die Entwicklung in der landwirtschaftlichen Betriebsstruktur dargestellt. In Deutschland gibt es immer weniger landwirtschaftliche Betriebe, die dafür immer größer werden. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat sich ihre Anzahl halbiert, die durchschnittliche Größe hingegen verdoppelt. Das lässt erkennen, dass die landwirtschaftlich genutzte Fläche insgesamt im Zeitverlauf relativ konstant geblieben ist. In den vergangenen Jahren hat sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft verlangsamt. Dennoch: Allein seit 2010 ging die Anzahl der Betriebe um rund ein Achtel zurück. In absoluten Zahlen bedeutet das einen Verlust von über 36.000 Betrieben.
Selbstversorgung für alle Regionen ist weder machbar noch effizient
Nutztiere sind ein unverzichtbares Element der agrarischen Bioökonomie, darauf machen Windisch und Flachowsky in einem viel beachteten Fachbeitrag Tierbasierte Bioökonomie
aufmerksam, der in Kapitel 5 des Buches Das System Bioökonomie veröffentlicht wurde. Laien können die Kernaussagen des Beitrages hier nachlesen. Eine aktuelle Studie zum Thema Die Zukunft der Landwirtschaft: Wer produziert unsere Lebensmittel?
bestätigt diese Aussage und stellt fest: Bei der verstärkten Nutzung der verfügbaren Ressourcen und der geringeren Abhängigkeit von externen Inputs ist die Kopplung von Ackerbau und Viehzucht ein wichtiges Mittel, um die großflächige Intensivlandwirtschaft zirkulärer zu gestalten
. Die Autoren zielen damit auf eine mehr regionale, von Importen unabhängigere, kleinbäuerliche Landwirtschaft in Schwellen- und Entwicklungsländern. Sie kann aber grundsätzlich auf alle landwirtshaftlichen Regionen übertragen werden: Tierhaltung trägt zum Nährstoffkreislauf bei und schont Ressourcen.
Online-Seminar am 08.10.21: Mehr Biosicherheit durch positive Biofilme
Alle Oberflächen eines Gebäudes und die Geräte im Stall werden von Mikroorganismen besiedelt, meist in Form von Biofilmen. Das Konzept der positiven Biofilme ist ein neues Instrument für mehr Biosicherheit in landwirtschaftlichen Betrieben. Die Idee besteht darin, nützliche Bakterien auf Oberflächen aufzubringen, die in der Lage sind, unmittelbar nach der Desinfektion und bevor neue Tiere eingestallt werden, einen positiven Biofilm zu bilden. Die schnelle Bildung eines positiven Biofilms lässt weniger Raum für das Wachstum unerwünschter Mikroorganismen. Erfahren Sie in diesem englischsprachigen Webinar mehr über dieses innovative Konzept und die Vorteile für die Rentabilität landwirtschaftlicher Betriebe. Das Seminar findet am 8. Oktober zwei Mal statt. Hier können Sie sich anmelden.
Die Referenten sind
- Romain Briandet, Director of Research at the Micalis Institute, France (Paris)
- Ana Rodiles, Research Scientist at Lallemand Animal Nutrition, Spain
The webinar will be hosted by Julia PLATEAU, Product Manager Animal Environment solutions at Lallemand Animal Nutrition, France.
QS-Prüfsystem feiert 20-jähriges Jubiläum
Am 13. Oktober 2021 feiert das QS-Prüfsystem sein 20-jähriges Jubiläum. Als Reaktion auf die BSE-Krise entstand 2001 das QS-System. Bereits nach wenigen Monaten folgten die ersten Systempartner und knapp ein Jahr nach der Gründung gelangten erstmalig Produkte mit dem QS-Prüfzeichen in den Einzelhandel. 95 Prozent des Schweine- und Geflügelfleischs, das im deutschen Einzelhandel verkauft wird, 85 Prozent des Rindfleischs und rund 90 Prozent des in Deutschland angebauten Obsts, Gemüses und der Kartoffeln sind inzwischen durch das Qualitätssicherungssystem QS zertifiziert. Mittlerweile sind rund 180.000 Systempartnern innerhalb der Wertschöpfungsketten frischer Lebensmittel vernetzt. Neben der Überprüfung der Betriebe wurden verschiedene Monitoring-Programme (Salmonellen- und Antibiotikamonitoring, Rückstandsmonitoring bei Futtermitteln und bei Obst, Gemüse und Kartoffeln, Erfassung und Auswertung von Schlachtbefunddaten) etabliert, die eine frühzeitige Erkennung und Bewertung möglicher Gefahren für die Lebensmittelsicherheit ermöglichen sollen.
Verbraucher vertrauen der Sicherheit von Lebensmitteln in Deutschland
Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens hat die QS Qualität und Sicherheit GmbH im August diesen Jahres das forsa-Institut mit einer repräsentative Umfrage beauftragt, in der Verbraucher zu Relevanz, Vertrauen, Entwicklung sowie Aspekten von Sicherheit frischer Lebensmittel im deutschen Einzelhandel befragt wurden. Aus der forsa-Befragung geht hervor, dass 72 Prozent der Verbraucher in Deutschland großes Vertrauen in die Sicherheit von Lebensmitteln, die sie im deutschen Lebensmitteleinzelhandel kaufen haben. Lebensmittelsicherheit ist 88 Prozent beim Kauf von Fleisch und Wurstwaren und 82 Prozent beim Kauf von frischem Obst und Gemüse sehr wichtig.
Hohenheimer Zukunftsgespräche "Sollte Fleisch weg von der globalen Speisekarte?"
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Hohenheimer Zukunftsgespräche
werden aktuelle Projekte vorgestellt und aktuelle Trends und kontroverse Aspekte der Bioökonomie mit Vertreter:innen aus Forschung, Wirtschaft und Politik sowie Studierenden und interessierten Bürger:innen diskutiert. Am 14. Oktober von 18.00 - 19.30 Uhr wird in eine Online-Diskussion der Frage nachgegangen, ob Fleisch von der globalen Speisekarte verbannt werden sollte. Es handelt sich um eine öffentliche Veranstaltung. Die Teilnahme ist kostenlos.
Milchfieber – auch das Wiederkauen wird beeinträchtigt
proteinmarkt - Die Milchfiebererkrankung, auch Hypokalzämie genannt, ist die am häufigsten anzutreffende Stoffwechselerkrankung von Kühen im Kalbezeitraum, vor allem in Hochleistungsherden. Milchfieber bewirkt eine Entgleisung des Mineralstoffwechsels und bedeutet somit letztlich für die betroffene Kuh eine unzureichende Kalziumverfügbarkeit. Da alle Muskeln Kalzium benötigen, schwächt eine unzureichende Kalziumverfügbarkeit sämtliche Muskelkontraktionen – darunter zählen Auswirkungen auf Gebärmutter-, Zitzen- und Pansenkontraktionen. Einige Autoren beobachteten zudem einen Rückgang der Kauzeit (Futteraufnahme) und der Anzahl an Wiederkauperioden. So kamen sie zu dem Schluss, dass die subklinische Hypokalzämie die Futteraufnahme bei Milchkühen beeinträchtigt. In einer aktuellen Studie wurde nun untersucht, ob Milchfieber bei Kühen im Geburtszeitraum auch die Wiederkauaktivität reduziert.
Bundesweite Aktion: REWE bringt Kuhherde in die Städte
Als Auftakt zur großen Imagekampagne für die Eigenmarke REWE Bio bringt REWE am 9. Oktober Kühe in die Städte – und zwar in hunderte bundesweit, von Aachen bis Zwickau. Die Tiere müssen dafür aber nicht umziehen, sie sind friedlich grasend auf Screens zu sehen. In Zusammenarbeit mit einem Unternehmen für Außenwerbung werden Videos zwei Mal fünf Minuten auf dem Public Video-Netzwerk auf fast 6.000 Screens an hochfrequentierten Bahnhöfen, in Einkaufszentren und an U- und S-Bahnsteigen in deutschen Großstädten gezeigt. Die Filme laufen auch auf den Social-Media-Kanälen sowie in reichweitenstarken digitalen Medien.
Rechnungshof beurteilt Sonderbeihilfen für Milcherzeuger
Der Europäische Rechnungshof (EuRH) hat einen Sonderbericht veröffentlicht mit dem Titel Außergewöhnliche Unterstützung für Milcherzeuger in der EU im Zeitraum 2014-2016 - Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Effizienz
. Darin beurteilt der Rechnungshof, wie gut die Sicherheitsnetze
des EU-Milchmarktes funktioniert haben und wie effektiv die zuständigen Behörden die Sonderzahlungen an Milcherzeuger verteilt haben. Festgestellt haben die Experten unter anderem, dass die Kommission und die Mitgliedstaaten zwar umfassende Maßnahmen ergriffen hätten, um Landwirten während der Milchmarktstörung 2014 bis 2016 zu helfen. Die zugrundeliegende Analyse sei jedoch im Allgemeinen unzureichend gewesen, um Entscheidungen über die Höhe und die Zielausrichtung der benötigten Unterstützung zu treffen. Der Bericht hat zwar keine rechtlichen Konsequenzen, doch die Prüfer haben Empfehlungen an die EU-Kommission abgegeben. Die vom EuRH empfohlenen Schwellenwerte, um Milchmarktkrisen frühzeitig einschätzen zu können, lehnt die Kommission ab.